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Hans Scharoun

Hans Scharoun wurde 1893 in Bremen geboren. Er verbrachte seine Kindheit in Bremerhaven und wurde durch das maritime Umfeld der Stadt geprägt. Nach dem Abitur begann er 1912 ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Berlin, bis er sich 1914 zum Kriegsdienst meldete.

Im ostpreußischen Insterburg (heute Tschernjachowsk nahe Kaliningrad) arbeitete Hans Scharoun ab 1919 als freier Architekt. Hier verwirklichte er verschiedene Projekte wie die Siedlung „Bunte Reihe“ und widmete sich der Teilnahme an Wettbewerben. 1925 wurde Scharoun als Professor an die Akademie für Kunst und Kunstgewerbe nach Breslau berufen. Im Jahr darauf wurde er Mitglied der Architektenorganisation „Der Ring“. Bis Anfang der 1930er Jahre führte Scharoun zusätzlich zu seiner Beschäftigung in Breslau ein gemeinsames Architekturbüro mit seinem Kollegen Adolf Rading in Berlin.

Mit der Schließung der Akademie in Breslau 1932 verlor Hans Scharoun seinen Lehrauftrag, und er siedelte vollständig nach Berlin über. Obwohl die Nationalsozialisten ihn als Vertreter entarteter Kunst einstuften, verließ Scharoun Deutschland nach der Machtergreifung nicht. Das Fehlen öffentlicher Aufträge konnte er mit privaten Bauaufgaben von befreundeten Kollegen und ehemaligen Weggefährten ausgleichen. In dieser Zeit entstanden einige bemerkenswerte Einfamilienhäuser, zum Beispiel in Potsdam für die Landschaftsarchitekten Hermann Mattern und Herta Hammerbacher. Das Haus für Scharouns Breslauer Kollegen Oskar Moll entstand 1935 in Berlin-Grunewald. Das Wohnhaus für die Familie Baensch vollendete er 1935 in Berlin-Spandau. 1937 entstand das Haus Möller am Zermützelsee in Berlin. Doch das Haus in Löbau, dessen Fertigstellung 1933 ebenfalls in die Nazizeit fällt, war für Scharoun ein besonderer Auftrag. Nirgendwo war die Auseinandersetzung mit dem Bauherren so intensiv, von Kontroversen ebenso geprägt wie von großer schöpferischer Freiheit, die auch finanziell kaum eingeschränkt wurde – trotz zwischenzeitlicher wirtschaftlicher Probleme.

Mit Ende des zweiten Weltkriegs engagierte sich Hans Scharoun als Stadtbaurat für Bau- und Wohnungswesen im Magistrat von Groß-Berlin. Er wurde allerdings schon im Jahr darauf durch Karl Bonatz abgelöst. Scharoun erhielt eine Professur für Städtebau an der Technischen Universität Berlin. 1947 wurde er Direktor des Instituts für Bauwesen an der neu gegründeten Akademie der Wissenschaften und entwickelte sich zu einem prägenden Stadtplaner und Architekten im Berlin der Nachkriegszeit. Seine großen Wohngebäude finden sich neben der Wohnsiedlung Charlottenburg-Nord (1960) auch in Stuttgart („Romeo und Julia“ 1959 und Hochhaus „Salute“ 1963) und in Böblingen („Rauher Kapf“ 1965 und „Orplid“ 1971).

Neben den zahlreichen Wohnbauten verwirklichte Scharoun in den 1960er Jahren zwei beeindruckende Schulgebäude in Lünen und Marl. Sie folgen dem Grundprinzip der „Klassenwohnung“, bei dem jedem Klassenraum eine eigene Garderobe, ein Klassen- und ein Gruppenraum sowie eine geschützte Freifläche zugeteilt sind. Die Schulen sind bis heute ein hervorragendes Beispiel für kindgerechte Lernumgebungen.

Mit der Planung der Philharmonie und der Staatsbibliothek beendete Scharoun sein jahrzehntelanges Wirken in Berlin. Die Stadt verlieh ihm am 26. Februar 1969 die Ehrenbürgerschaft. Hans Scharoun starb 1972 in Berlin; die Fertigstellung der Staatsbibliothek erlebte er nicht mehr. In seiner Schaffenszeit hat er zahlreiche Bauvorhaben im Wohnungs- und Gesellschaftsbau umgesetzt. Doch er hielt selbst fest, dass ihm „das Haus, das sich der Fabrikant Schminke in Löbau bauen ließ, das liebste war“.
Weissenhof-Siedlung Stuttgart, 1927
Foto: Andreas Praefcke
Ledigenwohnheim Breslau, 1929
Foto: aus „Innen-Dekoration“, 1929, B.40, Nr. 11
Philharmonie Berlin, 1963
Foto: Manfred Brückels
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